1,5 Grad Ziel wird wohl schon 2028 überschritten

Neue Klimadaten zeigen: Die Erderwärmung schreitet schneller voran als bisher angenommen. 2024 hat die Erde erstmals die 1,5-Grad-Marke überschritten. Wann wird das Pariser-Klimaziel offiziell überschritten?

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Neue Daten eines Forschungsteams der Universität Graz belegen: Schon im Jahr 2024 wurde die international vereinbarte 1,5-Grad-Marke erstmals überschritten. Mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 1,62 °C über dem vorindustriellen Niveau. Für die Bewertung der Pariser Klimaziele ist nicht ein einzelnes Jahr entscheidend, sondern der 20-Jahres-Durchschnitt. Dieser liegt aktuell noch bei 1,39 °C. Doch auch dieser Mittelwert wird laut Prognose spätestens 2028 die 1,5-Grad-Marke dauerhaft überschreiten.

Der neue Datensatz berücksichtigt zudem Unsicherheiten durch natürliche Schwankungen wie Vulkanausbrüche oder El-Niño-Effekte sowie methodische Unsicherheiten. Die langfristige Betrachtung zeigt eine Erwärmungsrate von derzeit etwa 0,27 °C pro Jahrzehnt. Um unterhalb der Pariser Grenzen zu bleiben, müsste diese Rate deutlich sinken. Diese Entwicklung ist eine besorgniserregende Tendenz. Je stärker sich die Erde erwärmt, desto höher ist das Risiko von nicht mehr umkehrbaren Kipppunkten. Das betrifft unter anderem den Verlust von Gletschern, das Abschmelzen des arktischen Meereises oder die zunehmende Instabilität der Regenwälder. Gleichzeitig nehmen Extremwetterereignisse zu: Hitze, Dürre, Starkregen und Waldbrände treten häufiger auf und werden intensiver.
Besonders betroffen sind heute schon viele Regionen des Globalen Südens. Aber auch Europa spürt die Auswirkungen: Die Jahre 2022 bis 2024 zählen laut Copernicus Climate Change Service zu den wärmsten je gemessenen. Wissenschaftler warnen davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen: Denn jedes 0,1 Grad mehr bedeutet konkret mehr Schäden, höhere Anpassungskosten und weniger Spielraum.

Um den Temperaturanstieg zu bremsen, braucht es eine konsequente Transformation. Das bedeutet: weniger fossile Energien, mehr erneuerbare Quellen, Kreislaufwirtschaft statt Ressourcenverschwendung. Der neue ClimTrace-Datensatz zeigt auch, wie sich politische Maßnahme beobachten lassen. Die Forschenden schlagen ein einheitliches Bewertungssystem vor, das die globale Erwärmung in vier Kategorien einteilt: Von „zielkonform“ bis „klar überschritten“. Damit sollen Fortschritte und Versäumnisse künftig transparenter nachvollziehbar sein, auch für juristische Verfahren oder die globale Bestandsaufnahme im Rahmen der UN-Klimakonferenzen nutzbar sein.

Die Daten des ClimateTracer-Projekts stehen öffentlich zur Verfügung. Sie liefern nicht nur einen präziseren Blick auf den Zustand unseres Klimas, sondern sind auch eine Mahnung. Denn es bleibe wenig Zeit. Die nächsten Jahre sind entscheidend dafür, ob die globale Erwärmung noch abgeschwächt werden kann oder ob wir uns auf eine instabilere, weniger beherrschbare Zukunft zubewegen.

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