„Mehr Markt zu fordern, ist naiv“

Uwe Leprich im Solarify-Selbst-Gespräch

Prof. Uwe Leprich, Leiter des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) an der Hochschule für Wirtschaft und Technik des Saarlandes, sieht im Solarify-Selbst-Gespräch die Kohlewirtschaft als eindeutige Verliererin der Energiewende – das Zögern der Bundesregierung bei ihrer Durchsetzung bedeutet allerdings „nur eine kleine Verschnaufpause“. Er entlarvt die verharmlosende und verräterische Sprache, die einmal von der „friedlichen Nutzung der Kernenergie“ sprach und jetzt in den Erneuerbaren Energien unreife Heranwachsende sieht. Wer in diesem Zusammenhang immer noch von „Subventionierung“ spreche, habe nicht gemerkt, dass es sich um schlichte Finanzierungen handelt. Er fordert, sich endlich von der „geradezu religiösen Verehrung von Märkten zu verabschieden“. weiterlesen…

„An Verbrennungsmotoren verschwendet niemand mehr einen Gedanken“

Solarify-Selbst-Gespräch von Weert Canzler, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Weert Canzler, Sozialwissenschaftler am WZB und inzwischen gefragter Experte in Mobilitätsfragen, wundert sich im Solarify-Selbst-Gespräch, warum es trotz der Dekarbonisierungsa-Gipfelbeschlüsse von Elmau und Paris im am meisten karbonisierten Sektor, der Mobilität, den geringsten Fortschritt gibt – und das, obwohl der Verbrennungsmotor längst als Auslaufmodell gilt. Bedauernd stellt er fest: „Die Chancen einer Mobilität jenseits von Autodominanz und Verbrennungsmotoren werden kaum gesehen.“ Alles in allem ist er aber „vorsichtig optimistisch, dass sich selbst im Verkehr etwas tut“. weiterlesen…

Bürgerenergie geht nur regional!

Robert Spanheimer im Solarify-Selbst-Gespräch über die Bedeutung der lokalen Perspektive beim Umbau der Energieversorgung

Die Regionalstrom Franken eG ist eine im Oktober 2014 gegründete Vermarktungsgenossenschaft für Strom aus Bürgerenergieanlagen mit dem  Ziel, die zahlreichen Kleinerzeuger der Region westlich von Nürnberg zu bündeln und den Strom gemeinsam mit kommunalen Stromversorgern in der Region bis zum Endkunden zu vermarkten. Die Genossenschaft hat 134 Mitglieder, die Bürgerwindparks, PV- und Biogas-Anlagen in Nordbayern betreiben. Ihr ehrenamtlicher Vorstandvorsitzender Spanheimer will, dass die Menschen im ländlichen Raum durch Profit motiviert werden, sich für die Erneuerbaren Energien einzusetzen. Er begrüßt die BMWi-Vorschläge zu Digitalisierung der Energiewende, kritisert aber, dass kein EEG-geförderter Strom als Grünstrom an Endkunden mehr verkauft werden kann – daher verlangt er, „dass die Verordnungsermächtigung zur Grünstromvermarktung endlich umgesetzt wird“. weiterlesen…

„Bürgerwissenschaftler werden uns noch positiv überraschen“

Peter Finke im Solarify-Selbst-Gespräch über „die famose Erfindung des kostenlosen wissenschaftlichen Mitarbeiters“

Der Wissenschaftsforscher und einschlägige Buchautor („Freie Bürger, freie Forschung: Die Wissenschaft verlässt den Elfenbeinturm“) Prof. em. Peter Finke äußert sich im Solarify-Selbst-Gespräch über wichtige Fragen der gegenwärtigen Citizen Science-Debatte. Er findet, dass die Bürgerwissenschaft vielfach auf Voreingenommenheit stößt und von der überkommenen Wissenschaft zu Unrecht in die Dilettanten-Ecke gestellt wird. Das neue BMBF-Förderprogramm nennt er einen „Etikettenschwindel“, es sei nicht viel mehr als „ein Förderprogramm für Wissenschaftsprofis, die nach neuen Geldquellen Ausschau halten, die sie erschließen können, wenn sie sich Beschäftigungsaufgaben für kenntnisreiche Laien ausdenken“. weiterlesen…

Gerhard Knies: „Zukunft nach Design oder Desaster?“

Konturen einer lebensfähigen Welt mit 10 Milliarden Menschen

Gerhard Knies, Club of Rome-Mitglied und Desertec-Erfinder, jetzt Gründer des Vereins „Viable World Connection (ViWoCon)“ entwirft im Solarify-Selbst-Gespräch „eine lebensfähige Welt, in der das Zusammenspiel der Einzelprozesse und der verschiedenen Akteure eine nachhaltige Gesamtentwicklung ergibt“. Das erfordere ein grundlegendes Umdenken. Wir bräuchten eine – nur kooperativ erreichbare – ökologische (no-carbon) und zivilisatorische (no-military) Sicherheit, und eine Welt-Innenpolitik. weiterlesen…

„Abkehr von Wachstumsgesellschaft überfällig“

Helmut Röscheisen im Solarify-Selbst-Gespräch über zentrale Herausforderungen der Umweltverbände

Helmut Röscheisen, nach 35 Jahren ausgeschiedener DNR-Generalsekretär, fordert im Solarify-Selbst-Gespräch die „Abkehr von der Wachstumsgesellschaft“, denn wir hätten die „ökologischen Grenzen etwa bei der biologischen Vielfalt und beim Klimaschutz längst überschritten“. Anfangen müsse das mit der eingebauten Verkürzung der Lebensdauer von Produkten (Obsoleszenz). Röscheisen will eine „Kennzeichnungspflicht für die Gebrauchsdauer, die Reparierbarkeit, die Ersatzteilverfügbarkeit und des durchschnittlichen Zeitpunktes für den ersten Schadenseintritt“ einführen. Außerdem müsse die Ressourceneffizienz entscheidend gesteigert werden. weiterlesen…

VKU-Präsident Ivo Gönner: Dezentralen Leistungsmarkt weiterentwickeln

Pro Kapazitätsmarkt

Für den Präsidenten des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) Ivo Gönner, ist die Versorgungssicherheit für den Strommarkt von elementarer Bedeutung. Im Solarify-Selbst-Gespräch weist er darauf hin, der VKU habe bereits 2013 mit dem dezentralen Leistungsmarkt einen Vorschlag gemacht, wie wettbewerblich Versorgungssicherheit gewährleistet werden könne. Gönner verlangt, das KWK-Gesetz weiter zu entwickeln. Die Stadtwerke müssten zudem die Infrastruktur für Elektromobilität ausbauen und mehr in Energieeffizienz-Beratung und -Dienstleistungen gehen. weiterlesen…

Latif: CO2 seit 1990 um 60 Prozent gestiegen

Mojib Latif im Solarify-Selbst-Gespräch: „Bankrotterklärung der internationalen Klimaschutzpolitik“
“…also wenn Sie mich fragen: Warum nimmt kaum jemand die Bedrohung durch den Klimawandel wahr?

Unsere Welt wird zunehmend komplexer, vernetzter und schnelllebiger. Beim Klimaproblem handelt es sich um ein „Systemisches Risiko“. Also um ein Risiko, bei dem das einfache Ursache-Wirkung Prinzip nicht mehr greift. Unsere Welt ist inzwischen so undurchschaubar, dass wir bestimmte Risiken nicht mehr zu erkennen vermögen. Eine Eigenschaft der systemischen Risiken besteht nämlich darin, dass scheinbar unbedeutende Einflüsse die Welt förmlich aus den Angeln heben können. Was kann schon ein wenig mehr Kohlendioxid in der Luft anrichten? Es ist doch ein Spurengas, das nur einen kleinen Bruchteil eines Prozents zur Erdatmosphäre beiträgt! Wir sind offensichtlich nicht imstande, die dramatischen Folgen der schleichenden Erderwärmung zu erkennen. Sie wird sich nicht nur auf die Niederschläge oder die Meeresspiegel auswirken, sondern auch auf die Ökosysteme, die Weltwirtschaft wie auch die Sicherheitslage auf der Erde. weiterlesen…

Von Weizsäcker: „Zerstörerischer Fortschritt ist kein Fortschritt, sondern Rückschritt“

Ernst Ulrich von Weizsäcker im Solarify-Selbst-Gespräch

…also wenn Sie mich fragen: Wie lange geht das „Höher, schneller, weiter“ um jeden Preis noch gut? Wie lange halten wir die zwanghafte Kurzfristigkeit noch aus?

Nicht allzu lange. Die Beschleunigungsspirale ist selbstmörderisch. Ein System, in dem immer der Schnellere gewinnt, ist instabil. In seinem Buch „Der flexible Mensch“ beschreibt Richard Sennett dies als „Kultur der Kurzfristigkeit“. Akteure, die sich nur an der kurzfristigen Gewinnerzielung orientieren, zehren die zivilisatorischen Grundlagen des Kapitalismus und damit ihres eigenen Erfolges auf. Sennetts Fazit: Die Wiedergewinnung von Stetigkeit und Verlässlichkeit könnte zum größten kulturellen Verlangen unserer Zeit werden. Denn erst Langsamkeit und Fehlerfreundlichkeit schaffen die nötige Zeit zum Erproben. (Foto: Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker – Foto © ernst.weizsaecker.de) weiterlesen…

Hüttl: „Energiewende hat weltweite Signalwirkung“

Reinhard F. Hüttl, acatech Präsident, im Solarify-Selbst-Gespräch

Also, wenn Sie mich fragen: Schafft es Deutschland bis 2022 aus der Kernenergienutzung auszusteigen?

Dann sage ich: Ja, das ist absolut realistisch. Zu diesem Ergebnis sind wir bereits 2011 im Rahmen der Ethikkommission „Sichere Energieversorgung“ gekommen. Jetzt gilt es, diesen Ausstieg so zu gestalten, dass die Energieversorgung in Deutschland sicher und bezahlbar bleibt. Dabei müssen wir auch unbequeme Folgen offen ansprechen. Dass wir etwa unsere Energienetze ausbauen müssen, weil mehr Strom von Nord nach Süd transportiert und immer mehr dezentrale Energieerzeuger integriert werden müssen. Und dass wir auch mittelfristig effiziente Gas- und Kohlekraftwerke brauchen. weiterlesen…